KNIGGE-TICKER I

Hier finden Sie ab sofort die neuesten Veröffentlichungen des "Arbeitskreis Umgangsformen International" aus den Jahren 2022 und 2023

13.12.2023
"Wir schenken uns nichts!“ – Warum gebrochene Absprachen den Weihnachtsfrieden stören können
Es ist keineswegs ein neues Weihnachts-Phänomen, sondern eher ein altbekanntes. Erst gibt es Absprachen wie: „Wir schenken uns nichts“. Dann werden diese von einigen nicht eingehalten, indem sie trotzdem Gaben verteilen. Ebenso wenig neu ist diese Tatsache: Das erweckt unangenehme Emotionen bei den meisten derer, die mit leeren Händen dastehen, wenn ihnen entgegen der Vereinbarung doch plötzlich ein Präsent überreicht wird. Von Irritation über „sich blamiert fühlen“ oder das Empfinden von Beschämung bis zu Ärger oder gar Wut kann die Bandbreite reichen – Weihnachtsfrieden ade. Neu kann es in diesem Jahr allerdings sein, dass mehr Menschen als sonst auf den Austausch von Weihnachtspräsenten verzichten wollen. Sei es, dass sie es freiwillig tun, etwa um sicherheitshalber vorausschauend das Portemonnaie zu schonen. Oder, dass sie auf einen solchen Verzicht angewiesen sind, weil sie sich dazu aus finanzieller Not gezwungen sehen. Vermutlich werden nicht alle von Letzterem Betroffene dies ohne Traurigkeit oder Hadern hinnehmen können, was wohl jeder empathische Mensch nachvollziehen kann. Und vermutlich wird es auch jene geben, die ihren Grund nicht nennen mögen für die gewünschte Absprache: „Wir schenken uns nichts“. Ganz abgesehen davon, dass die Stimmung für alle Anwesende reichlich getrübt werden kann, wenn eine solche Übereinkunft missachtet wird: Es geht grundlegend darum, den Mitmenschen die ihnen zustehende Wertschätzung auch mit Blick auf ihre Wünsche für fehlende Weihnachtsgeschenke zu gewähren. Das gelingt Ihnen, wenn Sie anderen unschöne oder unangenehme Gefühle ersparen, indem Sie sich gegebenenfalls an Absprachen halten. Und eine Frage nach dem Grund für eine solche verbietet sich für alle, die wertschätzenden Umgang praktizieren, von alleine

01.12.2023
Aus alt mach neu – Umgangsformen 2.0
Was als „gute“ Umgangsformen empfunden und bezeichnet wird, war und ist stets abhängig vom Zeitgeist, Rollenverständnis, von gesellschaftlichen Strömungen, hierarchischen Auswirkungen,  individuellen Einstellungen und vielem mehr. Mit ziemlicher Sicherheit wird das auch immer so bleiben. Deshalb ist es opportun, sich öfter mal ein „Knigge-Update“ zu gönnen. Drei Beispiele:
1. Kopfbedeckungen
Die alte Regel, wann Hüte und Kappen aus Höflichkeit abzusetzen sind, ist nicht mehr zeitgemäß. Dabei wurden geschlossene Räume mit wenigen Ausnahmen als „Absetz-Areal“ deklariert und dabei Unterschiede zwischen Frauen und Männern gemacht. Heute gilt: Gehört eine Kopfbedeckung zum Gesamtbild der Kleidung und gestattet sie unbehinderte Sicht und Kommunikation – zum Beispiel Blickkontakt –, kann sie nicht nur draußen, sondern auch in geschlossenen Räumen ohne Unhöflichkeit aufbehalten werden – ganz gleich von welchem Geschlecht.
2. Anreden
Bis noch vor Kurzem war es ohne langes Nachdenken klar: Erwachsene, die sich siezen, und sich zuvorkommend verhalten wollen, reden sich in Deutschland mit „Frau Muster“ und „Herr Beispiel“ an. Aktuell gilt es erstens, sich zwischen dieser altbekannten Form und der neuen Version zu entscheiden, die eine zusätzliche Nennung des Vornamens als ebenso möglich und höflich anbietet: „Guten Tag, (Frau) Melanie Muster“, „Guten Abend, (Herr) Alexander Beispiel“. Zweitens zählt es zur modernen wertschätzenden Verhaltensform, persönliche Wünsche zu berücksichtigen. Möchte ein Mensch weder mit „Frau“ noch mit „Herr“ angesprochen werden, bedeutet dies, sich auf die Nennung des kompletten Namens zu beschränken: „Guten Morgen, Eike Beispiel-Muster“.
3. Über andere reden
Früher galt es als „unfein“, über „die Frau“, „den Mann“ oder „die Person da“ zu sprechen. Erwünscht waren stattdessen „Dame“ und „Herr“. Diese Begriffe bieten sich manchmal auch heute noch an. Doch auf immer mehr Gebieten erscheinen sie inzwischen unpassend, zum Beispiel im Berufsleben. Ganz allgemein haftet den Bezeichnungen „Frau“, „Mann“ und „Person“ nichts Negatives mehr im Höflichkeitssinn an.

22.05.2023
Kleiner Knigge für Online-Meetings – 12 Tipps wie „aus dem realen Leben“
Zu Beginn der Pandemie waren Online-Meetings für viele totales Neuland und oft reine Notlösungen. Deshalb wurden anfangs Nachlässigkeiten und so manch Ungeschicktes oder Unüberlegtes relativ großzügig verziehen. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen gehören virtuelle Zusammenkünfte zum festen Bestandteil vieler Berufsgruppen und es wird ein „Mindeststandard“ nicht nur von technischen Voraussetzungen, sondern auch von höflichem und wertschätzendem Verhalten allen Teilnehmenden gegenüber erwartet.
Dass es daran bedauerlicherweise manchmal mangelt, ist vermutlich dieser Tatsache geschuldet: Zwischen „realem“ und „virtuellem“ Leben gibt es bei Meetings keinen Unterschied, was wünschenswerte Verhaltensweisen angeht. Auch in Präsenz finden sich immer mal wieder solche, denen es völlig egal zu sein scheint, ob sie andere ärgern, nerven oder bei ihnen gar das Gefühl von missachtet werden erwecken. Der Umkehrschluss bedeutet: Alle Höflichkeitsformen, die für ein Face-to-face-Treffen empfehlenswert sind, gelten – teils in verstärktem Maß – auch für Online-Zusammenkünfte. Dazu und zu einigen weiteren speziellen Anforderungen die folgenden Tipps.

1. Vorbereitung allgemein
Soll ein Meeting produktiv sein und innerhalb relativ kurzer Zeit verwertbare Ergebnisse bringen, braucht es eine gute Struktur – ganz gleich, in welcher Form es stattfindet. Hilfreich dazu ist zum Beispiel die an alle Teilnehmenden vorab verschickte Definition von Zielen, am besten direkt zusammen mit einer Agenda. Diese dient später dazu, als Leitfaden das Meeting zu strukturieren, und die einzelnen Punkte kontinuierlich und effizient abzuarbeiten.
Ein Online-Meeting braucht noch dringender eine gute Moderation als eines in Präsenz. Suchen Sie dazu eine Person aus, die möglichst viele – im Idealfall alle – der Teilnehmenden kennt. Außerdem sollte sie fachliche Qualifikation sowie die Fähigkeiten besitzen, sowohl kompetent durch die Agenda zu führen, als auch notfalls einen Monolog freundlich zu beenden, der auszuufern droht. Auch zu Beginn die Regularien festzulegen, wie man sich bemerkbar macht – etwa mit Handzeichen, einfach drauflosreden, Fragen in den Chat schreiben –, fällt in diesen Aufgabenbereich.

2. Vorbereitung speziell
Ob Sie sich aus dem Home-Office oder dem Firmenbüro zuschalten wollen: Einige Vorbereitungen sind ratsam. Stellen Sie sicher, dass Ihre Technik funktioniert, Sie Kamera, Mikrofon und den Zugang zum virtuellen Raum im Griff sowie eine stabile Internetverbindung haben. Wer weiß, dass die WLAN-Verbindung unzuverlässig ist, tut gut daran, entweder eine „Strippe“ nicht nur in Reserve zu halten, sondern sie vorsichtshalber anzuschließen oder sich um eine alternative Internet-Zugangsmöglichkeit zu kümmern. Aufräumarbeiten sind sowohl im Raum – mindestens im gesamten Umfeld, welches die Kamera erfassen kann – sowie auf dem Desktop zu empfehlen. Sorgen Sie für einen ruhigen Hintergrund und beachten Sie den Lichteinfall an Ihrem Platz. Die ungünstigste Positionierung wäre mit dem Rücken vor einem Fenster – Gesicht wird dann zum dunklen Fleck, also unkenntlich. Werden für einzelne Punkte der Agenda Unterlagen gebraucht, sollte es eine
Selbstverständlichkeit sein, diese vorher griff- beziehungsweise klickbereit parat zu haben. Und auch, bereits vor Beginn des Meetings dafür zu sorgen, dass Störendes vermieden wird, zeugt von Umsicht und Rücksichtnahme. Dazu zählt es etwa, Geräusche so gut es geht auszuschließen – beispielsweise den Lärm einer Baustelle auf der Straße durch das Schließen der Fenster – beziehungsweise zu vermeiden – wie durch das Lautlosstellen des Smartphones.

3. Angemessene Kleidung
„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!“ Ob dieses Zitat wirklich von Karl Lagerfeld stammt, wird bezweifelt. Sicher hingegen ist: Was relativ viele Menschen anfangs im Home-Office für Video-Konferenzen als „neue Business-Kleidung“ erfanden, bestand „untenrum“ aus einer Jogginghose. Es gibt zwei Gründe dafür, warum das unklug ist.
Erstens: Es kann trotz aller Umsicht passieren, dass jemand während eines Online-Meetings aufzustehen hat. Peinlich, wenn dann das „Oben-hui-und-unten-pfui-Outfit“ sichtbar wird.
Zweitens: Wie wir uns kleiden hat nicht nur eine Außenwirkung – die übrigens sehr stark ist. Es wirkt sich auch darauf aus, wie wir uns fühlen – und zwar ebenso intensiv! Da es sowieso schon erhöhte Anforderungen an einen Menschen stellt, wenn sich verschiedene Spielfelder des Lebens vermischen, ist es hilfreich, dies nicht noch durch „gemischte Kleidung“ zu verstärken. Wählen Sie deshalb auch im Home-Office die Ihrem Beruf angepasste Kleidung – und das von oben bis unten.

4. Pünktlichkeit
„Wer anderen die Zeit stiehlt, handelt rücksichtslos!“ Dieser Satz gilt online wie offline. Wobei sich wie auch manchmal im realen Leben hier die Frage stellt: „Wie pünktlich ist pünktlich?“ Im Falle eines Online-Meetings bedeutet das: Sich nicht erst zur angegebenen Uhrzeit des Beginns vor den Rechner setzen, sondern sich früh genug einwählen, bestenfalls etwa fünf Minuten vor der Zeit.

5. Freundlicher Einstieg
Es ist eine der Aufgaben der moderierenden Person, allen Teilnehmenden zu Beginn des Treffens die Gelegenheit zu einem freundlichen Gruß zu geben. Kennen sich nicht alle bereits, gehört dazu
auch eine Vorstellung mit Namen und beruflicher Position. Ob das jede Person für sich selbst tut oder das von der Moderation übernommen wird, ist reine Absprachesache und gleichermaßen höflich.

6. Essen und Trinken
Vermutlich käme niemand auf die Idee, in einer herkömmlichen Konferenz die Butterstulle auszupacken oder das mitgebrachte Fast-Food zu verzehren. Warum also in einem Online- Meeting überhaupt über das Essen während dieser Zeit nachdenken? Es gehört dort ebenso wenig hin, stört, hindert unter Umständen daran, deutlich zu sprechen und vermittelt den Eindruck, dass die Zusammenkunft wenig bis keinerlei Wichtigkeit für die essende Person hat. Bei Getränken ist die Lage etwas anders, da solche üblicherweise bei herkömmlichen Treffen angeboten werden. Brauchen Sie bei längeren Web- Konferenzen – oder weil Sie zwischen mehreren kurzen keine Pausen haben – Erfrischungen wie Kaffee oder andere Getränke, platzieren Sie diese, bitte, mit Bedacht. Bei zu nahe an einem Mikrofon stehenden Utensilien stört das Klappern oder Klirren von Kaffeetassen oder Gläsern nachhaltig.

7. Mikrofon ausschalten, Kamera anlassen
Auch andere Nebengeräusche während eines virtuellen Treffens können äußerst störend sein. Und sei es nur Schnaufen und Räuspern. Deshalb sollte jeweils ausschließlich die gerade sprechende Person das Mikrofon für die Tonübertragung eingeschaltet haben und der „ganze
Rest“ sich stummschalten. Ausgenommen davon ist lediglich die moderierende Person.
Anders ist das bei der Kamera. Wer sich durch deren Abschalten ausklinkt, kann bei den anderen Teilnehmenden schnell Unmut erwecken. Tenor: Da will sich jemand verstecken oder hat keine
Lust mehr, an unserem Meeting teilzunehmen. Das kann schnell als Missachtung empfunden oder von manchen als „der Video-Meeting-Fauxpas“ schlechthin betrachtet werden. Die Ausnahme: Es gibt technische Notwendigkeiten oder praktische Absprachen.

8. Aussprache, Körpersprache, Mimik
Achten Sie bei der virtuellen Kommunikation besonders auf Ihre Aussprache und die Tonlage. Sprechen Sie langsam, ruhig und deutlich und machen Sie regelmäßig Pausen. Damit erleichtern Sie eine bessere Verständlichkeit. Bedenken Sie, dass ausladende Gestik im wahrsten Sinne des Wortes den Rahmen sprengt und deshalb besser zu vermeiden ist. Freundliches Lächeln hingegen ist bei der Mimik das Nonplusultra. So wie ein Lächeln am Telefon zu „hören“ ist, verändert es auch in einer Video-Konferenz die Stimme positiv. Außerdem kann ein
ernstes Gesicht auf dem Bildschirm sehr schnell gelangweilt bis griesgrämig wirken. Negative Signale sendet es auch, wenn sich jemand auf dem Stuhl „rumlümmelt“ und sich halb liegend vor dem Rechner präsentiert. Eine aufrechte Sitzhaltung, die Zugewandtheit und Interesse signalisiert, sollte auch bei Online-Meetings eine Selbstverständlichkeit sein.

9. Zuhören und andere ausreden lassen
Was laut einer Umfrage bei den meisten Deutschen zu den wichtigsten Höflichkeitszeichen zählt und allgemein im Beruf wie privat gilt, ist natürlich digital ebenso gefordert: Andere im Gespräch ausreden lassen. Üben Sie sich also auch in Online-Meetings in dieser Tugend, selbst wenn sich das per Video manchmal schwieriger gestaltet als bei Offline-Begegnungen, weil es zu zeitlichen Verzögerungen kommt. Setzen Sie auch Ihre Fähigkeit des aktiven Zuhörens ein. Es ist die
„Spitzendisziplin“ bei allen Gesprächen und gerade dann ein unentbehrliches Hilfsmittel, wenn Menschen sich nicht persönlich gegenübersitzen.

10. Auf Multitasking verzichten
Die Versuchung ist groß, während eines Online-Meetings andere Dinge nebenher zu erledigen, wenn Sie sich gerade nicht aktiv beteiligen. Eben nur kurz soziale Netzwerke checken, schnell noch die eine E-Mail fertig schreiben oder nebenher fix etwas posten oder googeln – was soll daran schon Schlechtes sein? Einiges. Erstens ist Ihre Aufmerksamkeit für die gemeinsame Aktivität zumindest geschmälert, wenn nicht komplett verschwunden. Zweitens ist es wenig wertschätzend für die weiteren Beteiligten, wenn sonstige Tätigkeiten offensichtlich wichtiger sind als das Meeting. Meistens bleibt es nämlich nicht verborgen, wenn sich jemand anderweitig beschäftigt. Drittens ist es inzwischen wissenschaftlich belegt: Der Mensch ist zwar in der Lage, mehreres zeitgleich nebeneinander zu erledigen, jedoch dieses keinesfalls zu jeweils 100 Prozent. Es dient also sowohl dem eigenen Vorteil als auch dem wertschätzenden Verhalten, auf solche
Nebenbeschäftigungen zu verzichten.

11. Ein Abschiedsgruß
„Das wars für heute!“ tönt es seitens der Moderation. Für manche das Zeichen, Kamera und Mikrofon stehenden Fußes zu deaktivieren und sich mit einem erleichterten Seufzer schnellstens zurückzuziehen. Im „echten Leben“ empfinden es die meisten Menschen als sehr unhöflich, wenn jemand ein Treffen ohne einen Abschiedsgruß verlässt. Das wird im virtuellen Raum genauso eingestuft. Gönnen Sie sich und den anderen deshalb ein freundliches „Tschüs“, „Auf Wiedersehen“ oder eine andere Abschiedsformel, ehe Sie sich ausklinken.

12. Protokoll erstellen
Je nach Inhalt eines Meetings empfiehlt es sich, ein gemeinsames Protokoll anzufertigen, um die Ergebnisse einer virtuellen Zusammenkunft nachhaltig festzuhalten. Diese Aufgabe wird am besten von der moderierenden Person zu Beginn des Treffens verteilt, falls nicht eine technische Hilfe in Anspruch genommen werden soll. Zahlreiche Videokonferenz-Tools verfügen über eine Aufzeichnungsfunktion. So kann das Treffen für diejenigen aufgenommen werden, die verhindert waren, um sich zu informieren und sich auf den aktuellen Stand zu bringen.

27.02.2023
Gleichberechtigung fordert ihren Tribut
Über das allen Menschen zustehende Maß an Wertschätzung hinaus ist es üblich, in bestimmten Situationen einigen Personen einen zusätzliche kleinen „Sonderbonus“ zuzuerkennen. Nach überlieferten Kriterien wurden ehemals prinzipiell Frauen und Älteren kleine Vorrangstellungen eingeräumt.
Das hat sich im beruflichen Bereich schon lange geändert. Im Sinne des gleichberechtigt miteinander Arbeitens wird dort bereits seit vielen Jahren für etwaige Reihenfolgen ausschließlich nach der Hierarchie geschaut. So haben Vorgesetzte zum Beispiel das Recht, darüber zu
entscheiden, ob sie Mitarbeitenden das Du anbieten wollen. Ebenso, von ihnen bei einem Zusammentreffen als Erste gegrüßt zu werden oder an einer Tür den Vortritt zu bekommen. Und das unabhängig von Geschlecht und Alter.
Da sich Gleichberechtigung weder auf das Berufsleben noch auf Zweigeschlechtlichkeit reduziert, empfiehlt es sich in unserer Zeit, neue Gedankengänge zu entwickeln. Es bietet sich deshalb an, im privaten Bereich bei der Entscheidung zu bestimmten kleinen Sonderrechten – zum Beispiel die beim Beruf erwähnten oder den Namen einer noch fremden Person als erstes zu erfahren – vorrangig nach dem Alter zu schauen. Allerdings spielt heutzutage unter Erwachsenen im Gegensatz zu früher ein geringer Altersunterschied keine Rolle mehr. Frühestens wenn dieser ungefähr 30 Jahre beträgt, sollten solche kleinen Bevorzugungen dem so viel älteren Menschen wertschätzend zuerkannt werden.
Beispielhafte Situation zum Bekanntmachen: Ihnen stehen eine Frau (vermutetes Alter um die 30) und ein Mann (auf mindestens Ende 60 geschätzt) gegenüber, die Sie miteinander bekannt machen wollen. Dann ist die moderne Reihenfolge, dem deutlich älteren Herrn als Erstem den Namen der (noch) unbekannten Dame zu nennen. Gehörten die beiden einer Generation an – etwa um die 25 und 40 Jahre alt – wäre es völlig unerheblich, weil gleichermaßen höflich, welche
Reihenfolge der Namen Sie wählen.
Das bedeutet: Wer aus alter Tradition und Gewohnheit im privaten Bereich die Dame bevorzugen möchte, begeht selbstverständlich ebenso wenig einen Fauxpas wie diejenigen, die sich ausschließlich am Alter orientieren. Und genauso selbstredend bleibt es jedem Mann
unbenommen, auch weiterhin einer Frau gegenüber als Gentleman aufzutreten, und ihr zum Beispiel Kavaliersgesten anzubieten.

21.12.2022
Geld und Gutschein – der „Renner“ zum Fest oder lieblose Gaben?
Geldgeschenke und Gutscheine haben als Präsent-Idee zu Weihnachten seit Jahren Hochkonjunktur. Möglicherweise wird sich aufgrund der aktuellen Lage ihr Beliebtheitsgrad in diesem Jahr noch einmal steigern, denn: Auf der einen Seite ermöglichen sie es Beschenkten, etwa ein eventuell knappes Budget aufzustocken, sich ein besonderes Extra zu leisten oder einen lang gehegten Wunsch zu
erfüllen. Andererseits gelten sie bei vielen Schenkenden als „bequeme Schnell-Lösung“, die „Weihnachtsgaben-To-do-Liste“ abzuhaken.

Doch Vorsicht: Wer so denkt läuft Gefahr, in ein typisches Geschenke-Fettnäpfchen zu treten. Ein solches wäre es, wenn jemand innerhalb des Familien- oder Freundschaftskreises ein paar Scheinchen auf „Trinkgeld-Manier“ in die Hand gedrückt bekäme. Auch wenn Geld einfach in einem Umschlag überreicht wird, kann das die Freude deutlich trüben. Eine im Geschäft gekaufte aufgeladene Plastikkarte, ein dort erworbener Gutschein-Vordruck oder ein aus dem Internet
heruntergeladener und zu Hause ausgedruckter wirkt ebenfalls ohne ein paar persönliche Worte schnell einfalls- bis lieblos – zumindest äußerst langweilig. Die Aufmachung eines solchen Präsentes ist stark mitentscheidend, ob es eine unbeliebte oder geschätzte Gabe wird.

Investieren Sie deshalb am besten etwas Zeit, Kreativität und Fantasie in die Gestaltung. Damit zeigen Sie Beschenkten, dass Sie sich mit der liebevollen Ausstaffierung Mühe gegeben haben, dem Nullachtfünfzehn-Geschenk eine persönliche Note zu verleihen. Wer Basteltalent hat, kann diese Fähigkeit nach Herzenslust ausleben. Sollte es an Ideen mangeln, finden Sie Anregungen in entsprechenden Büchern oder im Internet.

Selbst handwerklich wenig Begabte und sogar total Ungeübte brauchen nicht zu verzweifeln. In Floristikgeschäften und Konditoreien helfen Profis weiter. Außerdem kann ein ansprechendes Geldgeschenk auch ohne Bastel-Fähigkeiten kreiert werden. Beispiele: Münzen und/oder Scheine zusammen mit weihnachtlichen Süßigkeiten in eine Dose/Geschenktüte oder mit einer Mini- Lichterkette in ein Glas/eine Flasche geben; einen gerollten Geldschein an eine saisonale Figur wie einen Engel oder Weihnachtsmann binden; einen Tannenzweig oder kleinen Kranz mit Geld und Schleifen schmücken; eine gefüllte Spardose mit Weihnachtsstickern dekorieren; einen im Geschäft gekauften Gutschein in einen Blumenstrauß einbinden lassen oder ihm einige handschriftliche Zeilen in einer hübschen Karte oder als längeren Brief zufügen und beides zusammen ansprechend verpacken.

12.12.2022
12 Tipps für Ihre Weihnachtsgrüße
1. Überlegen Sie frühzeitig, ob Sie bestimmten Menschen zum Fest einen „echten Brief“ schicken. So bequem und schnell die Nutzung moderner Medien auch sein mag: Ein Brief oder eine Karte hat mehr Gewicht als beispielsweise eine E-Mail, WhatsApp-Nachricht oder gepostete Wünsche – und zwar real wie im übertragenen Sinne. Das gilt sowohl im privaten wie im beruflichen Bereich. Die allermeisten, die Weihnachts- oder Jahresendgrüße per Post bekommen, werten das als ein Signal besonderer Wertschätzung. Schließlich kostet ein auf traditionellem Weg verschicktes Schreiben nicht nur mehr Geld, sondern erfordert im Vergleich zu den digitalen Übertragungsmöglichkeiten auch weit größeren Einsatz von Zeit und Mühe. Außerdem haben Sie noch den Vorteil, sich aus der Flut der digitalen Festtagsgrüße positiv herauszuheben, wenn Sie
sich für den Postweg entscheiden.

2. Haben Sie dies getan, denken Sie an frühzeitigen Versand. Weihnachtsgrüße brauchen nicht am 24. Dezember einzutreffen. Mit einem entsprechenden Text versehen, bereiten sie die ganze Adventszeit über Freude. Gleiches gilt für den Jahreswechsel.

3. Achten Sie, bitte, darauf, dass Ihre Festtagspost nicht wirkt, als hätten Sie sich einer lästigen Pflicht entledigt. Dieser Eindruck kann zum Beispiel entstehen, wenn auf der Innenseite einer Klappkarte, auf der vorne ein Text wie „Frohe Weihnachten“ gedruckt steht, lediglich die Unterschrift zu finden ist. Ein knapper Zusatz wie „wünscht Maxi Musterfrau“ verbessert den Eindruck keineswegs.

4. Am meisten Wertschätzung zeigen Sie der Empfangsperson, wenn Sie Ihre Weihnachts- oder Neujahrswünsche komplett handschriftlich verfassen, sei es als Brief oder beim Text in einer Karte. Da dies im Geschäftsleben oft nicht zu verwirklichen ist, kann die persönliche Note so erreicht werden: Die Anrede und die Grüße werden per Hand geschrieben, quasi als „Umrahmung“ des gedruckten Textes. Das Minimum an Höflichkeit ist eine „echte“ Unterschrift. Gedruckte,
eingescannte oder gar gestempelte wirken lieblos. Tipp für große Unternehmen: Diese Aufgabe frühzeitig an viele verschieden Personen verteilen, zum Beispiel abteilungsweise.

5. Verzichten Sie im geschäftlichen Bereich darauf, Jahresgrüße mit Werbung zu verbinden. Ein gut gestalteter und formulierter Weihnachtsbrief wirbt von allein für ein Unternehmen und das sehr
viel positiver, als wenn er mit Sonderangeboten daherkommt.

6. Verwenden Sie statt des normalen Geschäftsbriefpapiers besser entweder sogenannte Repräsentationsbogen ohne Angaben wie Bankverbindung, Bezugszeichenzeile, AGB auf der Rückseite und Ähnlichem oder wählen Sie spezielles Weihnachtsbriefpapier, wenn Sie keine Karten verschicken wollen.

7. Entscheiden Sie sich am besten aber nur dann für Briefe, wenn Sie genügend Text haben. Eine DIN-A4-Seite, auf der zwischen Anrede und Gruß nur drei Zeilen stehen, wirkt äußerst „mager“. Das ist im privaten Bereich genauso.

8. Zitate sind gerade bei der Weihnachtspost sehr beliebte und auch geeignete Einstiege. Wählen Sie solche allerdings mit Vorsicht aus, damit sie weder belehrend noch aufgesetzt oder gar deplatziert wirken.

9. Fensterbriefhüllen oder Adressaufkleber sind für die Weihnachtspost unschön, weil sie einen ausschließlich geschäftsmäßigen Eindruck machen. Wenn es ausgeschlossen ist, dass die Anschrift direkt auf die Umschläge gedruckt werden kann, empfiehlt sich eine handgeschriebene Adresse.

10. Eine Briefmarke – am empfehlenswertesten sind Sondermarken – unterstreicht die Besonderheit der Sendung. Das Gegenteil bewirkt es, wenn die Weihnachtspost in einer Firma durch die Freistempelanlage geschickt wird.

11. Beachten Sie die seit einiger Zeit geänderten Standards seitens der Post für die Absende-Angabe. Im Gegensatz zu früher, als sie auch auf der Rückseite eines Umschlags akzeptiert wurde, soll sie heute ausschließlich auf der Vorderseite oben links platziert werden.

12. Zeigen Sie sich ebenfalls bei der Adresse sowohl modern als auch wertschätzend. Altertümer wie „Familie Max Mustermann“ sowie „Herrn Max Mustermann und Frau“ lassen beides vermissen. Ist bei „und Frau“ lediglich eine Person „verschwunden“, weil namenlos, betrifft das bei „Familie“ zusätzlich das Kind/die Kinder. Eine höfliche und moderne Adresse „gönnt“ jeder der angeschriebenen Personen den vollen Namen. Beispiel: „Frau Maxi Musterfrau (und) Herrn Max Mustermann“. Ist die ganze Familie gemeint, kommen dazu etwa die Namen von zwei Kindern: „mit Chris und Kim“, wenn diese noch recht klein sind. Bei Jugendlichen ist es besser, auch den Nachnamen zwei Mal dazuzusetzen. Sind die Vornamen unbekannt oder nicht in Erfahrung zu
bringen, gelten als Notlösungen: „Frau und Herrn Beispiel“, „Familie Beispiel“. So wird durch das Weglassen aller Vornamen wenigstens etwas „ausgleichende Gerechtigkeit“ hergestellt. Bei Menschen, die weder mit „Frau“ noch mit „Herr“ angeredet werden möchten, wird dieser Wunsch auf die Anschrift übertragen und lediglich der komplette Name verwendet.

29.11.2022
Der 11-Punkte-Geschenke-Knigge: Freude bereiten leicht gemacht
Die „Geschenke-Hoch-Zeit“ steht vor der Tür. So manche fühlen sich trotz der Möglichkeit, die der Online-Handel bietet, bei dem Gedanken an die diversen Präsente genervt, die sie für mehr oder weniger vertraute oder auch relativ fremde Personen zu besorgen haben. Dazu kommt, dass es bei vielen Menschen Kopfzerbrechen verursacht, wie sie anderen eine Freude bereiten können. Und das längst nicht nur zur Weihnachtszeit. Hier einige Tipps, wie Sie zum einen dem Einkaufsstress entgehen und sich so manche Grübelei ersparen sowie zum anderen bei den Beschenkten im positiven Sinn Furore machen können.

1. Sollte es in Ihrem Umfeld Absprachen geben, in diesem Jahr auf Weihnachtsgeschenke zu verzichten, halten Sie sich, bitte, unbedingt daran. Der Grund: Diejenigen, die eine solche Übereinkunft beherzigen, also mit leeren Händen dastehen, fühlen sich vielfach äußerst schlecht,
wenn sie dann doch von anderen mit einer Gabe überrascht werden. Von Irritation über „sich blamiert fühlen“ oder Beschämung bis hin zu Ärger oder gar Wut kann die Bandbreite reichen. Den Mitmenschen solch unschönen Gefühle zu ersparen, sollte eine selbstverständliche Höflichkeit sein. Ganz abgesehen davon, dass die Stimmung für alle Anwesenden reichlich getrübt werden kann, wenn die „Wir-schenken-uns-nichts-Absprache“ von einer Person oder gar mehreren missachtet wird.

2. Behalten Sie beim Nachdenken über eine Gabe den Geschmack und die Gewohnheiten der zu beschenkenden Person im Blick, statt sich vorrangig nach Ihren eigenen zu richten. Beispiele: Wer sich am liebsten mit Naturprodukten umgibt, wird wenig Gefallen an einem glitzernden Strass-Engel finden können. Wer keinen Alkohol trinkt, kann selbst dem teuersten Champagner nichts Erfreuliches abgewinnen. Und wenn sich jemand vegan ernährt, wird die „Fresskorb-Gabe“ mit regionalen Schinken- und Wurst-Spezialitäten keine Begeisterungsstürme auslösen.

3. Ein Geschenk sollte ungeachtet des Wertes sowohl bei Beschenkten als auch bei Schenkenden ein gutes Gefühl auslösen. So kann zum Beispiel ein zu großzügiges und teures Präsent andere in Verlegenheit bringen. In solchen Fällen wird die Freude bei vielen deshalb getrübt, weil sie befürchten, sich nicht entsprechend revanchieren zu können. Solche Überlegungen erübrigen sich selbstverständlich bei Geschenken an Kinder und Jugendliche.

4. Achten Sie auf den Vertrautheitsgrad zur beschenkten Person. Allzu „intime“ Gaben sind unter relativ Fremden unangebracht. Dazu zählen zum Beispiel Kleidung und Parfüm. Beziehen Sie auch den Rahmen, in dem Ihr Präsent ausgepackt wird, in Ihre Überlegungen ein. Beispiel: Ein
ausgefallenes Dessous-Teil mag unter Liebenden durchaus Freude bereiten können. Dennoch wird das Sichtbarwerden nach dem Öffnen des Päckchens vor den Augen etwa aller Mitglieder des erweiterten Familien-Clans vorm Weihnachtsbaum unter Umständen als peinlich empfunden.

5. Oft empfiehlt es sich, direkt ein Umtauschangebot zu unterbreiten, etwa dort, wo zum Beispiel Kleidungsstücke als Präsent angebracht sind wie innerhalb der Familie. Auch bei anderen Gaben kann ein solcher Hinweis den Beschenkten unter Umständen viel unangenehmes Nachdenken mit dem Tenor: „Darf ich wohl danach fragen, oder ist das beleidigend?“, ersparen.

6. Zum einen, um Fehlgriffe bei der Auswahl eines Geschenkes zu vermeiden, erfreuen sich Gutscheine und Geldgeschenke wachsender Beliebtheit. Zum andern werden gerade Letztere – besonders von Jugendlichen – oft erbeten, um auf etwas „Größeres“ hinzusparen. Wer dann zum Beispiel ein „aufgeladenes“ Plastikkärtchen oder einen im Geschäft vorgedruckten Gutschein einfach der zu beschenkenden Person übergibt, hat offensichtlich wenig Ahnung von „warmherzigem Schenken“. Noch schlimmer wäre es, einen Geldschein auf „Trinkgeldmanier“ in die Hand zu drücken. Lassen Sie sich in solchen Fällen besser eine „liebevolle“ Verpackung einfallen. Mit etwas Fantasie und Kreativität ist das sogar für Ungeübte zu schaffen. Schon eine hübsche Hülle oder eine zusätzliche, handschriftlich vervollständigte Karte verbessern die Gabe. Und wenn alle Stricke reißen, hilft der Gang in ein Blumengeschäft: Einfach den Gutschein oder das Geld in einen
(kleinen) Strauß oder an einen dekorierten Tannenzweig binden lassen.

7. Überlegen Sie, ob es Ihnen möglich ist, etwas zunehmend wertvoller Werdendes zu verschenken: Zeit – und zwar Ihre! Die können Sie mit einer besonderen Art von Gutscheinen sichtbar werden lassen, die Sie selbst schreiben, drucken oder kreativ gestalten. Einige Beispiele:
Angefangen über Angebote wie Babysitten, Blumengießen während des Urlaubs, Schneeschieben, Nachhilfestunden für das Patenkind in einem bestimmten Fach geben oder Hemden bügeln über eine Einladung ins Theater oder Kino, zu einem Zoo- oder Zirkusbesuch,
eine gemeinsame Radtour oder einen Spaziergang bis hin zu längeren Reisen ist die Bandbreite riesengroß.
Achten Sie bei der Auswahl jedoch darauf, dass Beschenkten keine Zusatzkosten entstehen. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn Sie eine Karte für ein Musical in XY-Stadt verschenken, und es vergessen, die Fahrt und eventuell benötigten Übernachtungskosten auch zu tragen. Und: Denken Sie daran, den Gutschein einzulösen!

8. Ihre Zeit steckt auch in selbstgemachten Präsenten. Je nach Begabung können dies Leckereien sein wie Marmelade, Konfekt, herzhafte Pasteten, Chutneys, Relishes oder Soßen sowie Plätzchen, Kuchen, Likör, Säfte und anderes. Bei handwerklichem oder künstlerischem Talent bieten sich auch Ziergegenstände und Dekorationselemente an. Dass sich dabei dilettantisch Zusammengebasteltes verbietet, versteht sich von selbst. Die richtige Selbsteinschätzung für die eigenen Fähigkeiten ist hier also gefragt.
Davon ausgenommen ist selbstverständlich Selbstgewerkeltes oder Gemaltes von Kindern.

9. Legen Sie sich einen „Geschenke-Fundus“ an, den Sie das ganze Jahr über mit kleineren oder auch größeren Gaben bestücken. Besonders geeignet ist das mit Blick auf vertraute Personen, deren Vorlieben oder Hobbies Sie kennen. Beispiel: Ein Familienmitglied sammelt irgendetwas,
etwa Eulen, Elefanten, Buddhas. Wann immer Sie ein entsprechendes Teil sehen, das diese Sammlung erweitern könnte, und dessen Kauf Ihr Geldbeutel zulässt, „bunkern“ Sie es. So haben Sie nicht nur im passenden Moment – Geburtstag, Namenstag, Weihnachten, Muttertag, Vatertag oder was auch immer – ein Präsent parat. Sie ersparen sich auch den Frust, wenn genau in dem Moment, in dem es gebraucht wird, nirgendwo etwas Entsprechendes aufzutreiben ist.

10. So umgehen Sie auch die „Zeit-Falle“, in die viele Menschen ganz kurz vor dem 24. Dezember – oder gar erst an diesem – eines jeden Jahres tappen. Wer ohne Hektik und mit genügend Vorlauf, das wirklich Richtige zu finden, die Gaben auswählt, hat gute Chancen, Freude zu
bereiten. Auf alle Fälle weit größere, als wenn auf den letzten Drücker die sogenannten SOSGeschenke – Socken, Oberhemd, Schlips – oder irgendetwas x-Beliebiges zusammengerafft werden. Sogar diejenigen, die auf Käufe im Internet schwören, sind gut beraten, wenn sie sich frühzeitig auf die Suche nach Präsenten begeben. Selbst wenn so mancher Internet-Shop damit wirbt, dass die Ware am Folgetag der Bestellung ausgeliefert wird, kann es erstens auch bei den dortigen
Angeboten Ausverkäufe oder Fehlbestände geben. Zweitens könnten die in der jetzigen Zeit allgegenwärtigen Lieferschwierigkeiten und -verzögerungen für böse Überraschungen oder gar Tränen unterm Weihnachtsbaum sorgen, wenn ein zu spät geordertes Paket nicht mehr rechtzeitig ankommt.

11. Für geschäftliche Präsente gelten die Tipps ebenso, wenn es um individuelle Geschenke, etwa zu einem Geburtstag einer Geschäftspartnerin oder zum Jubiläum eines Kunden geht. Bei Weihnachtsgaben gibt es die folgenden Einschränkungen: Der Geschmack einer einzelnen Person aus dem Kreis derer – etwa Kundschaft und Zulieferfirmen –, die seitens eines Unternehmens
beschenkt werden sollen, kann hier nicht ausschlaggebend sein. Es geht mehr um eine Marketing- Idee und darum, das eigene Firmen-Image darzustellen. Wichtig ist, vorher zu erforschen, ob die Annahme von Geschenken überhaupt erlaubt ist und wenn ja, bis zu welchem Geldwert. Nicht nur im öffentlichen Bereich ist das oft stark reglementiert.
Wenn eine Firma aus gegebenem Anlass – etwa um an eine karitative Einrichtung wie die Flüchtlingshilfe zu spenden – auf die bislang üblichen Präsente verzichten und sich auf Karten beschränken will, ist es empfehlenswert, dies im Text zu erklären. Eingedruckte Unterschriften sind es hingegen nicht. Auch bei einer großen Zahl von Karten oder Briefen ist es die wertschätzende Form, diese handschriftlich zu unterschreiben. Diese Arbeit kann, frühzeitig geplant, auf mehrere Personen, etwa abteilungsweise, verteilt werden.

15.11.2022
Umweltbewusstsein am Büfett – „Kleinvieh macht auch Mist!“
Also: Es lohnt sich nicht nur, über „große Taten“ nachzudenken; auch
Kleinigkeiten können – in der Menge gesehen – oft viel bewirken. Und da es seit Anfang der Pandemie bis vor Kurzem keine „Büfett-Praxis“ mehr gegeben hat, bietet sich jetzt, da auch diese Form der Geselligkeit wiedermöglich ist, der passende Zeitpunkt für Neuerungen an.
Bislang war und ist es in der Gastronomie üblich, sich bei jedem Gang ans Büfett einen frischen Teller zu nehmen. Je nach Speisenangebot oder Appetit kann das pro Gast zu einem erheblichen Geschirraufkommen führen. Beispiel: Es werden fünf Gänge für 100 Gäste angeboten. Von diesen nehmen sich zwar nicht alle etwas von jedem Gang, jedoch holen sich nicht wenige mehrmals etwa von den Vorspeisen oder dem Dessert. Summa summarum kann also von einem extrem hohen Verbrauch von Geschirr- und Besteckteilen ausgegangen werden. Viele Spülmaschinengänge, die außer Wasser auch Strom sowie unter Umständen umweltbelastende Reinigungsmittel verbrauchen, können gespart werden, wenn sich eine neue Praxis bei der Verwendung des Geschirrs etabliert.

Wichtig dafür ist allerdings, mögliche Geschmacks-Beeinträchtigungen sowie die Ästhetik im Auge zu behalten. Ein Teller soll appetitlich aussehen, wenn er erneut mit zum Büfett genommen wird, damit Nebenstehenden ein unschöner Anblick erspart bleibt. Ebenso ist es nach wie vor besser, einen frischen Teller zu nehmen, wenn in eine andere Geschmacksrichtung gewechselt wird, wie von Fisch zu Fleisch oder vom Hauptgang, etwa auch einem vegetarischen, zum Dessert. In
sonstigen Fällen, beispielsweise um sich von den bereits gekosteten Vorspeisen „einen Nachschlag“ zu holen oder die Suppentasse erneut zu füllen, empfiehlt es sich, das entsprechende Geschirrteil wieder zu verwenden und zum Büfett mitzunehmen. Übrigens: Diese Praxis begünstigt auch eine Vermeidung von unschön übervoll geladenen Tellern.
Gibt es am Tisch eine Möglichkeit, das Besteck ohne Fleckengefahr– wie auf dem Brotteller oder der Serviette – liegen zu lassen, ist das die einfachste und empfehlenswerteste Lösung. Gleiches gilt beim Frühstück im Hotel, wenn es darum geht, sich zum Beispiel noch ein Brötchen oder weitere Scheiben Aufschnitt zu holen.

29.10.2022
Begrüßung mit Händedruck – neues Denken ist hier gefragt!
Wer in Vor-Coronazeiten dem Gegenüber die Hand zur Begrüßung reichte, konnte ziemlich sicher sein, dass sie von höflichen Menschen auch ergriffen wurde – ganz gleich, ob diese einen Handschlag wünschenswert fanden oder nicht. Es wurde nämlich als extrem unhöflich eingestuft, eine zum Gruß ausgestreckte Hand „in der Luft hängen“ zu lassen. Das gilt – die Pandemie sei je nach Einstellung deswegen verflucht oder es sei ihr gedankt – seit Corona-Zeiten nicht mehr uneingeschränkt. Die Vorlieben und Abneigungen zum Händedruck haben sich durch die anhaltenden Abstands-Regeln bei vielen Menschen nicht nur verändert. Sie sind individuell teils stärker pro oder kontra ausgeprägt, als vor der Pandemie. Doch es steht
niemandem auf der Stirn geschrieben, ob ein Handgeben willkommen ist oder auch nach stattgefundenen Lockerungen weiterhin zum „gefühlten Tabu“ erklärt wurde. Deshalb könnte eine zur Begrüßung angebotene Hand unter Umständen zum „Konfliktfall“ werden. Dann nämlich, wenn ein Pro- und ein Anti-Typ aufeinandertreffen, und die frühere Aussage Bestand hätte, dass es unhöflich sei, eine Hand nicht anzunehmen. Das würde alle, die für wertschätzendes Verhalten, jedoch gegen das Handreichen sind, in arge Bedrängnis bringen, wenn ihnen eine Hand hingestreckt wird.
Damit sich so viele Menschen wie eben möglich bei einer Begegnung wohl fühlen können, bietet sich Folgendes an: Überall dort, wo es möglich ist – etwa im Bekanntenkreis oder innerhalb eines Teams – sind frühzeitige Absprachen über die allen angenehmen und beliebtesten Begrüßungsbeziehungsweise Gruß-Formen die beste Lösung. Bei Spontanbegegnungen empfiehlt es sich für diejenigen, die weiterhin auf einen Handschlag verzichten wollen, ein entsprechendes Signal –
etwa eine leichte Verbeugung – bereits aus einiger Entfernung anzubieten. So wird unter Umständen vermieden, dass das Gegenüber – weil anders eingestellt zum Händedruck – bereits die Hand zur Begrüßung hingestreckt hat.
Ein Nicht-Ergreifen kann, je nach Typ, als Affront empfunden werden. Deshalb ist es ratsam, eine eventuelle Ablehnung eines Händedrucks – wenn die Umstände es zulassen – mit einigen erklärenden, freundlichen Worten zu begleiten. Beispiele: „Ich bitte um Verständnis, ich möchte
körperlichen Kontakt auch weiterhin vermeiden.“ „Ich habe mir das Handgeben seit der Pandemie komplett abgewöhnt, weil ich ein starkes Sicherheitsbedürfnis habe.“ Ist eine verbale Verständigung situationsbedingt ausgeschlossen, sollte auch eine wortlose Ablehnung von der handreichenden Person ohne Schmollen akzeptiert werden. Und noch viel einfacher ist diese Praxis: Alle, die den Händedruck gern wieder praktizieren wollen, vergewissern sich erst einmal durch Nachfrage bei ihrem Gegenüber, ob er willkommen ist, und verzichten bei negativer Auskunft darauf, die Hand hinzustrecken. Dazu hilft eine Erkenntnis besonders den der „Pro-Handschlag-Liga“-Angehörigen: Ein Gruß ist als genauso höflich einzustufen, wie eine Begrüßung mit körperlichem Kontakt – vorausgesetzt, er wird mit derselben Wertschätzung angeboten. Dazu gehören zum Beispiel ein Blickkontakt, ein Lächeln und ein freundliches Nicken. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Alles zur Ablehnung eines Handschlags Dargestellte gilt selbstverständlich auch für Kinder.

21.10.2022
Die Vier-WERT-Formel — Wertschätzung, Empathie, Rücksichtnahme, Toleranz —wichtiger denn je!
Krisenzeiten fordern ihren Tribut — je länger sie dauern, mehr. Viele Menschen in unserer jetzigen Zeit sind müde, frustriert, genervt, überarbeitet, voller Sorgen. Sie haben Angst, fühlen sich gestresst, überfordert, missverstanden, nicht genügend beachtet, minderwertig, benachteiligt, ungerecht behandelt oder krank. Sie suchen Auswege aus ihrem Dilemma, doch sie finden diese oft auf der rationalen Ebene nicht und flüchten sich dann, in der Regel unbewusst, in irgendeine
Form von Abwehr. Je nach Typ kann eine solche beispielsweise von totalem Rückzug aus Gemeinschaften über Albernheit, Trotz, „über die Stränge schlagen", Unfreundlichkeit den Mitmenschen gegenüber bis hin zum Ausblenden von Realitäten und zu ausgelebter verbaler oder gar tätlichen Angriffen reichen.
Aus psychologischer Sicht sind Abwehrmechanismen sowohl bekannt als auch für Profis Oft nachvollzlehbar und zu erklären. Im täglichen Umgang mlteinander hingegen fällt es den meisten Menschen schwer, mit sie ärgernden, verunsichernden oder gar als bedrohlich empfundenen Verhaltensweisen anderer umzugehen — was mit ziemlicher Sicherheit auf breites Verständnis stößt. Notwendiges Hintergrundwissen und die eigene Befindlichkeit jetzt mal ganz außer Acht gelassen: Wer hätte schon Kraft, Zeit oder Lust, sich im ungünstigsten Fall mehrmals am Tag mit unliebsamen und unverständlichen psychologischen Phänomenen der Mitmenschen auseinander zu setzten? Wohl nur sehr wenige.
Somit ist unschöner und unnützer Streit programmiert, weil durch Abwehrmechanismen — in welcher Form auch immer sie auftreten — die Kommunikation mindestens beeinträchtigt, oft darüber hinaus gar dauerhaft zerstört wird. Beides belastet den ohnehin zurzeit für viele nicht gerade einfachen Alltag und Umgang miteinander zusätzlich. Um beides so gut wie möglich zu erleichtern, bietet sich ein Verhalten untereinander an, das ein Sich-Wehren — sei es bewusst oder
unbewusst — so gut es geht überflüssig macht. Die Chancen dazu stehen gut, wenn Menschen sich zum Beispiel besser verstanden, beachtet und geachtet, gerecht und fair behandelt fühlen.

Dazu hilft die „Vier-WERT-Formel":
W — Wertschätzung
E — Einfühlungsvermögen (Empathie)
R — Rücksichtnahme
T — Toleranz

Wenn so viele Menschen wie möglich — am besten alle — diese vier Stichwörter zur Basis ihres Umgangs mit anderen machen, sie mit Leben füllen und praktizieren, werden Begegnungen aller Art einfacher und erfreulicher. Wer Wertschätzung erfährt, bekommt einen Ur-Wunsch erfüllt, der zu den wichtigsten sozialen Bedürfnissen von Menschen zählt. Dies können im Ansatz bereits kleinste Taten bewirken, etwa ein freundlicher Gruß oder ein ehrliches „Danke". Wem mit Einfühlungsvermögen begegnet wird, kann sich erklären, öffnen und sich angenommen fühlen. Wer Rücksichtnahme erlebt, empfindet sich als und geachtet, und wenn eine Person die Toleranz spürt, dass sie zum Beispiel auch dann als Mensch akzeptiert wird, wenn ihre Meinung oder Lebensform nicht mit der ihres Gegenübers übereinstimmt, braucht sie keine Abwehrreaktion zu entwickeln.

10.08.2022
„Du hast doch wohl zwei linke Hände!“
Vor über 45 Jahren wurde von dem US-Amerikaner Dean R. Campbell der »Tag für Linkshänder« ins Leben gerufen. Er legte ihn absichtlich auf einen Freitag den 13, – in diesem Jahr ein Sonnabend –, als Zeichen gegen den Aberglauben, der sich um die Linkshändigkeit rankte." 2 Was früher, weil als Teufelswerk verschrien, dazu führen konnte, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, und später über Jahrzehnte hinweg gnadenlos abtrainiert wurde, gilt inzwischen zum Glück als nichts Ungewöhnliches mehr. Dennoch gibt es im Sprachgebrauch nach wie vor Äußerungen, die als Abwertung empfunden werden können. Beispiele: Der als Überschrift gewählte Satz oder ein nach wie vor von Erziehenden gern mit Blick auf Begrüßung gebrauchter: „Gib mir das schöne Händchen.“ Auch wenn vermutlich die wenigsten Menschen solches absichtlich diskriminierend verwenden, lohnt es sich, derartig Unbedachtes zu reflektieren und möglicherweise Verletzendes aus der Sprache zu verbannen. Fragen, welche Hand linkshändige Menschen zur Begrüßung reichen sollten, hatten seit Beginn der Pandemie keine Hochkonjunktur. Weil sich nicht wenige in Deutschland den Handschlag zur Begrüßung sehnlichst zurückwünschen und ihn teils auch bereits wieder praktizieren, wird das Thema erneut aktuell. Da es sich kulturell so entwickelt hat und in unserem Land allgemein üblich sowie für die Betreffenden ohne allzu große Mühe einzurichten ist, wird ihnen nahegelegt, den Händedruck mit der rechten Hand anzubieten. Ausnahmen dazu gibt es selbstverständlich ganz allgemein, wenn Verletzungen oder Behinderungen dem entgegenstehen. Außerdem tauchen immer noch oft Fragen zu Tischsitten für Linkshändige auf. Dass diese das Besteck auf die ihnen gerechte Art verwenden, ist seit Jahren selbstverständlich geworden. Unsicherheiten dazu gibt es allerdings zum Beispiel, ob zu Beginn eines mehrgängigen Menüs vom Gast das gesamte Gedeck „umgebaut“ wird, was mit den Gläsern passiert und ob das Besteck am Ende des Essens rechts oder links abgelegt werden soll. Letzteres ist mit Blick auf die Routine der Servicekräfte zu beantworten, denen die Arbeit durch links abgelegtes Besteck beim Ausheben der Teller – im privaten Bereich „abräumen“ genannt – sehr erschwert würde. Auch linkshändige Menschen werden deshalb gebeten, das Besteck zwischen „vier und fünf“ – wenn Sie sich den Teller als Uhr vorstellen – parallel mit dem Messer rechts neben der Gabel abzulegen. Das ist eine zumutbare Bitte, da sie es ohne Schwierigkeiten bewerkstelligen können. Ist eine Tafel, wie üblich, für Rechtshändige eingedeckt, wechseln Linkshändige das Besteck in die ihnen genehme Hand, nachdem sie die Teile pro Gang aufgenommen haben. Das gilt inzwischen übrigens völlig unabhängig von der „Lieblingshand“ für alle Menschen. Ein Glas sollte nach dem Trinken wieder an seinem angestammten Platz, also rechts, abgestellt werden. Dies ist unter anderen Vorteilen für das Nachschenken durch den Getränkeservice die praktikabelste Position. Tipp für Gastgebende: Decken Sie zu Hause bei einer Einladung zu einem mehrgängigen Menü für eine Person, von der Sie wissen, dass sie auch beim Essen praktizierende Linkshänderin ist, an deren Platz von vornherein das gesamte Besteck spiegelbildlich ein.


24.06.2022
Wieviel Hüllen können fallen? – Kleidungstipps bei Sommerhitze
Am ersten wirklich heißen Sommertag des Jahres taucht regelmäßig erneut die Frage auf: „Wie viele Hüllen können wo fallen, ohne dass es unangebracht oder gar blamabel wird?“ Hier die wichtigsten Tipps zur angebrachten Kleidung bei Sommerhitze:

1. In allen Berufsgruppen, in denen formelle Kleidung zum guten Ton gehört – wie in Geldinstituten, Anwaltskanzleien, Steuerberatungsbüros, Versicherungsagenturen und ähnlichen Professionen – wird auch im Sommer korrektes Business-Outfit erwartet. Bauchfreie Kreationen für Frauen und kurze Hosen für Männer – um nur zwei Beispiele zu nennen – können zu falschen Rückschlüssen auf mangelnde Professionalität, Seriosität
und Kompetenz führen.

2. Auch in weniger konservativen geschäftlichen Bereichen ist Vorsicht bei der Kleiderwahl klug. Sehr leichte, freizügige Outfits bei Frauen – etwa Hotpants, Miniröcke, Sonnentops, große Dekolletés sowie die bereits erwähnte bauchfreie Mode – oder äußerst Lässiges bei
Männern – zum Beispiel Achselshirts und Shorts – erweckt bei der Kundschaft vielfach einen negativen Eindruck. Oft wird in Gedanken vor „Lässiges“ ein „Nach“ gesetzt. Vertrauenswürdigkeit, Seriosität und Kompetenz verbinden die meisten Menschen, wenn auch in der Regel unbewusst, mit adäquater, mehr herkömmlicher Garderobe.

3. In der Freizeit ist es selbstverständlich eher möglich, Legeres zu tragen, ohne bei den Mitmenschen anzuecken. Dies bedeutet jedoch noch lange nicht, dass zum Beispiel Bikinis und Badehosen in Einkaufsstraßen oder -passagen, in öffentlichen Verkehrsmitteln
oder Restaurants empfehlenswert wären. Solche Aufmachungen stören dort sehr viele, und zwar längst nicht nur besonders Konservative. Gleiches gilt für derartige Outfits auf Reisen.

4. Bei Besuchen oder Besichtigungen spezieller Stätten sowie Gebäuden, beispielsweise religiöse Bauten, Friedhöfe, Gedenkstätten und Museen – ist dies wichtig: Erkundigen Sie sich in Zweifelsfällen vorher, welche Gepflogenheiten oder Vorschriften dort herrschen.
Solche auch durch die Wahl der Kleidung zu respektieren, beweist die notwendige Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber – und zwar auf Reisen wie daheim.


01.06.2022
Small Talk – dummes Blabla oder Kommunikations-Hilfe?
„Small Talk im Beruf?!? Um Himmels Willen. Mit solch seichtem Blabla-Gequatsche mache ich mir doch mein gutes Geschäfts-Image kaputt!“ Wer so denkt, interpretiert den Begriff Small Talk vermutlich auf diese Weise: „Hey, alles klar? – Klar, schlechten Leuten geht´s immer gut. – Haha, stimmt, erst recht bei dem Wetter. – Ja, super das Wetter heute! – Hoffentlich bleibt es so!“ Oder hat die kurze, auf das Wesentliche reduzierte Variante im Sinn, die manchen Deutschen in verschiedenen Landstrichen nachgesagt wird: „Morgen. – Morgen. – Und? – Muss ja! – Gut. – Tschüss.“ 2 Mit so etwas hat ein guter Small Talk – auch „Light Talk“ oder „Culture Talk“ genannt – absolut nichts gemeinsam. Es geht dabei keineswegs um dümmliches Blabla oder verkürzte Sätze, sondern hierum: Es soll auf behutsame und rücksichtsvolle Art entweder Kontakt zu Fremden aufgebaut oder bei bereits Bekannten der Boden für beispielsweise eine Verhandlung positiv bereitet werden. Somit ist ein gut geführter Small Talk – und zwar im Privat- wie im Berufsleben – ein wichtiges Kommunikations-Instrument. Ein Zitat von Albert Camus besagt: „Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen.“ Genau als ein solcher „Türklopfer“ kann bei Fremden ein guter Small Talk dienen. Mit seiner Hilfe lässt es sich vermeiden, sie mit eventuell unwillkommenen, weil zu intimen oder für sie zu intensiven Themen zu überfallen. Das gelingt allerdings nur dann, wenn die Small-Talk-Tabus unter Fremden beachtet werden. Als Gesprächseinstieg gehören dazu in Deutschland auf jeden Fall der Bereich Tod sowie strittige und heikle Themen aus der Gesellschaft (etwa Religion, Sex, Einkommen und Besitz, ethnische Fragen). Der Punkt Krankheit, der bekanntermaßen zu den Tabus unter Fremden zählte, ist allerdings unter aktuellen Aspekten differenziert zu betrachten. Eng ausgelegt, würde ein komplettes Vermeiden des Themas ja alles ausschließen, was die Corona-Zeit betrifft. Das wäre selbstverständlich sowohl übertrieben als auch die Lebenswirklichkeit der Menschen missachtend. Dennoch bleiben andere gesundheitliche Bereiche nach wie vor den Gesprächen mit Vertrauten vorbehalten und sind weiterhin ungeeignet für einen Small-Talk-Einstieg unter wenig Bekannten. Dieser Unterschied sollte beachtet werden. Ebenso, dass es verpönt ist, sich bei einer Frau nach ihrem Alter zu erkundigen. Nach aktuellen Empfehlungen gilt dies auch unter relativ fremden Männern. Ein weiteres neues Small-Talk-Tabu ist die Frage nach dem Familienstand. Genauso wie die nach dem Alter, berührt sie einen intimen und oft emotional belasteten Bereich. Rücksichtnahme bedeutet in diesem Fall, andere nicht durch eine solche Frage in Erklärungsnot zu bringen, die als unangenehm, aufdringlich oder gar bloßstellend empfunden werden kann. In der Freizeit und im Urlaub kommt in der ersten Phase einer Bekanntschaft als Tabu noch die Frage nach dem Beruf dazu. Problemlose Gesprächseinstiege bieten unter anderem Themen wie Urlaub, Sport, Kultur in allen Facetten – Fernsehen, Kino und Theater eingeschlossen –, lokale oder aktuelle Ereignisse. Allerdings kippen solche Themen in der Regel ins Negative, wenn sie mit direkten Schuldzuweisungen, Angriffen auf beziehungsweise Kritik an anwesenden Menschen oder an der aktuellen Situation verbunden werden.



TANZEN
„Gestatten Sie, dass ich mit Ihrer Gattin tanze?“
Diese Frage ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Heutzutage entscheiden Frauen selbst, ob, wann und mit wem sie tanzen – auch dann, wenn sie in männlicher Begleitung sind. Ob es sich dabei um den Ehemann, den Partner oder sonst wen handelt, ist unerheblich.

Allein am Tisch?
Bei der Annahme einer Aufforderung durch jemand anders als die eigene Begleitung, berücksichtigen Sie, bitte: Es kann unangenehm sein, allein am Tisch zurückzubleiben. Das gilt für Frau wie für Mann gleichermaßen.

Wem gehört der erste Tanz?
Ganz gleich, ob Sie mit Bekannten oder Fremden bei einer Tanzveranstaltung an einem Tisch sitzen: Das Paar, welches zusammen ein solches Fest besucht, tanzt den ersten Tanz miteinander. Wer wen dazu auffordert, ist unerheblich. Selbstverständlich kann diese Initiative von der Dame ausgehen. Die schöne alte Sitte, auch die anderen Gäste der Tischrunde zum Tanzen aufzufordern, beginnt erst danach. Die früher üblichen Pflichttänze – also mit jeder Dame am Tisch einmal tanzen zu müssen – gibt es allerdings bei öffentlichen Bällen nicht mehr.

"Darf ich bitten?"
Dass Gesellschaftstanz eine besonders schöne Freizeitbeschäftigung ist, wissen viele Menschen aller Altersstufen. Welche große Besonderheit er jedoch im Umgang miteinander darstellt, dürfte den wenigsten bewusst sein: Es ist die einzige, gesellschaftlich sanktionierte Gelegenheit, bei der sich selbst wildfremde Menschen anfassen und sehr nahe kommen dürfen, ohne dass dies als Eindringen in die intime Distanzzone betrachtet wird – was sonst in dieser Tabuzone unweigerlich der Fall ist. Um diesen „Tabubruch“ aufzufangen, haben sich die Menschen eine Spielregel dafür gegeben: das Auffordern zum Tanzen. Dabei wird um das Einverständnis zum gemeinsamen Bewegen gebeten. Dies muss selbstverständlich heute nicht mehr mit dem traditionellen: „Darf ich bitten?“, passieren. Je nach Bekanntheitsgrad sind Sätze wie: „Haben Sie Lust zum Tanzen?“, „Möchten Sie mit mir diesen Wiener Walzer tanzen?“, „Hast du Lust auf einen Cha Cha Cha?“, „Wollen wir tanzen?“ moderner und ebenso höflich. Die Einwilligung zum gemeinsamen Tanz hebt jedoch nicht die persönliche Intimsphäre auf. Ein zu enger Körperkontakt kann als aufdringlich empfunden werden.

Aufforderung zum Tanzen - reine Männersache?
Nein – diese Zeiten sind vorbei. Selbstverständlich kann eine Frau heute einen Mann zum Tanzen auffordern, ohne sich – wie es früher gewesen wäre – „unmöglich“ zu machen. Einziges Risiko dabei, welches die Männer seit eh und je als Auffordernde eingehen mussten: Sie könnte sich „einen Korb“ holen. Doch das wird eine moderne, selbstbewusste Frau sicher unbeschadet überstehen.

"Nein, danke" - einen Tanz ablehnen?
Ob Frau oder Mann: niemand kann zum Tanzen „verdonnert“ werden. Einen Tanz abzulehnen ist keine Unhöflichkeit. Allerdings sollte eine Ablehnung immer freundlich geschehen, wenn möglich mit einer Begründung wie: „Nein danke. Ich möchte im Augenblick nicht tanzen (gern mal eine Runde aussetzen)“, „Es tut mir Leid, ich brauche dringend eine kleine Pause (meine Füße ‚streiken’ zur Zeit / ich habe mich gerade mit einer Bekannten an der Bar verabredet).“ Schlechte Umgangsform – weil kränkend für abgewiesene Personen – wäre es allerdings, den ausgeschlagenen Tanz mit jemand anderem zu tanzen.

Aufstehen zum Auffordern?
Geht eine Dame oder ein Herr an einen anderen Tisch, um dort jemanden zum Tanzen aufzufordern, stehen sie automatisch. Findet das Auffordern innerhalb einer Tischrunde statt, ist es unter Fremden empfehlenswert, zum Auffordern aufzustehen. Im Bekanntenkreis ist dies kein Muss mehr. Eine Frage wie: „Hast du Lust mit mir zu tanzen?“, kann ruhig im Sitzen gestellt werden, ohne damit eine Unhöflichkeit zu begehen.